Nein, ich liebte dich nicht
Nein, ich liebte dich nicht,
ich liebte das Gefühl, dass du mich umwarbst,
und das Gefühl begehrt zu sein
Nein, ich liebte dich nicht,
ich liebte das Gefühl die Schönste,
die Eine unter Allen für dich zu sein
ich liebte das Gefühl, nach Honig zu schmecken,
das Gefühl eine Königin zu sein
Nein, ich liebte dich nicht
Ich liebte das Gefühl die Klügste,
die Kreativste für dich zu sein,
ich liebte das Gefühl, dass meine Sehnsüchte erfüllt wären
und dafür gab ich alles auf, sogar mich selber...
Ich genoss es, wie ich nie genossen hatte und
verwechselte es mit Liebe
Nein, ich liebte dich nicht,
ich liebte mich ...
©Helga Sievert-Rathjens
Herzlich
Weißt du noch?
Weißt du noch?
Am großen, sommerlichen Fluss?
Es war ein so schöner warmer Tag
ein Lächeln auf deinen Lippen lag
Da stahl ich dir den ersten Kuss
Weißt du noch?
Die Blumen in gepflegten Beeten
Boote fuhren vorbei geschwind
Die Fahnen flatterten im Wind
Lächelnd die Leute nach uns späten
Jetzt ist es Vergangenheit
die Wege trennten sich
Sind wir noch einmal bereit?
Ich glaube, lieber nicht
©Helga Sievert-Rathjens
Zuneigung
Einmal suchte ich die Freundschaft einer Frau
Die ich bewunderte, nicht weil sie so schlau
Weil sie mir schien zart besaitet und sensibel
Ich war überzeugt, wir sind kompatibel
Auch sie glaubte an Freundschaft und an sich
Doch leider kannten wir uns selber nicht.
Sie setzte Verbundenheit mit Grosszügigkeit gleich
Es flossen Geschenke aus ihrem Herzensreich
Sie flossen so reich und im Überfluss
Ich freute mich, wie man sich freuen muss
Wenn ins Herz Worte tröpfeln der Zuneigung
Zart- und feinfühlig ist sie, so war meine Empfindung
Viel Freude und Lachen kam in mein Leben
Ihre Familie hatte mir auch viel zu geben
Ihr sonniger Enkel zeigte mir seine Welt
Da war Vertrauen pur. Liebe, die sprudelt
Wir tanzten einen kurzen Tanz
Spiegelten uns im falschen Glanz
Waren nicht bereit den Schutzschild abzusetzen
Und gerade dadurch am leichtesten zu verletzen
Erst später kam die grosse Enthülle
Gleichgültigkeit und Kälte in Fülle
Die Piratenflaggen mit Säbeln wurden gehisst
Als es auf Zuneigung und Hilfe angekommen ist
Später habe ich tief in mein Herz geschaut
Wollte mich erinnern an diese Frau
Näherte mich vorsichtig in sanften Farben
Öffnete das Herz, um mich an ihren Worten zu laben
Doch was ich da sah, glaubte ich kaum
Die Worte waren hohl und aus Schaum
Hatten sich schon lange verflüchtigt
Dafür ist Schaum berüchtigt
Würde ich noch mal von vorn mit ihr beginnen?
Ja, das wünsche ich mir, mit allen Sinnen
Aber erst in einem späteren Leben
Vielleicht werden wir uns dann mehr Mühe geben
©Helga Sievert-Rathjens
In deinen Augen
Ich seh in deinen Augen
einen Glasmurmelmond.
Fremdbeschienen und irgendwie tot.
Frei von eigenen Gefühlen
Es fehlt mir DEIN Glühen
Ich seh in deinen Augen
einen silbernen Glanz.
Kühl und irgendwie tot.
Keine Wärme lässt sie strahlen.
Ganz kalt und doch voller Qualen
Ich seh in deinen Augen
ein Sternengefunkel
Ein Glitzern in all dem Dunkel.
Wirr und irgendwie wild.
Ein verstörendes Bild
Ich seh in deinen Augen
einen goldenen Glanz.
Hungrig und nimmersatt.
Fremdbestimmt vom Geld,
denn das regiert die Welt
Ich seh in deinen Augen
einen dunklen Schimmer.
Trostlos. Und noch schlimmer,
irgendwie abscheulich
und ich bedauer dich
Ich wünschte, ich könnt
in deinen Augen die Liebe sehn.
Dann wüsste ich, du kannst verstehn
was die Welt um dich fühlt.
Du wärst zwar aufgewühlt
aber auch mit ihr verbunden
in deinen restlichen Stunden.
© Helga Sievert-Rathjens